Die wechselvolle Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Achern
(auf Basis der Festschrift zum 150jährigen Jubiläum)


Im Frühjahr 1853 war es der damalige Oberamtmann Hippmann, der die Anregung zur Gründung einer freiwilligen Feuerwehr gab. Die Notwendigkeit einer Feuerwehr wurde durch den großen Theaterbrand in Karlsruhe bekräftigt. Neben diesem Ereignis in Karlsruhe soll es ein größerer Brand auf der Rötze gewesen sein, der die Bürger der Stadt Achern zur Gründung einer Feuerwehr veranlasste.


Die Vorarbeiten wurden von dem damaligen Bürgermeister Buhl und dem ersten Kommandanten Friedrich Peter vorangetrieben. In kürzester Zeit wurde eine Feuerwehr-Ordnung aufgestellt, die am 28. Oktober 1853 laut Erlass der Großherzoglichen Regierung des Mittelrheinkreises genehmigt wurde. Aus ihr geht hervor, dass die Stadt in fünf Löschbezirke eingeteilt wurde. Die Feuerwehr selbst bestand aus dem Kommando, einer Arbeits-, Rettungs- und Spritzenmannschaft, ferner aus Feuereimer- und Büttenwasserträgern, Feuerreitern und einer Mannschaft, die die geretteten Fahrnisse zu bewachen hatte. Bei größerer Kälte hatten die Wirte, Bierbrauer, Metzger und Seifensieder warmes Wasser in ihren Kesseln bereitzuhalten, um gegebenenfalls das Einfrieren der Spritzen zu verhindern.

Im Jahr 1863 löste Architekt Jakob Schneeberger den Engelwirt Friedrich Peter als Kommandant ab. In den 26 Jahren seiner Dienstzeit konnte die Ausrüstung und der Leistungsstand wesentlich verbessert werden. Auf ihn folgte in den Jahren 1889 bis 1909 Hermann Stöckle als Kommandant. Er war auch gleichzeitig erster Kreisvorsitzender des Kreises VII des Badischen Feuerwehrverbandes und Mitglied des Landesausschusses. Von 1909 bis 1922 wurde die Feuerwehr Achern durch den Kommandanten Josef Schnurr geführt. Mit ihm war in den Kriegs- und Nachkriegsjahren eine Persönlichkeit an der Spitze, deren Energie und Umsicht die großen Belastungen dieser Zeit zu meistern verstand. Leider hatte die Feuerwehr Achern auch drei Kameraden zu beklagen, die nicht mehr aus dem Krieg zurückkehrten.

In den Dienstjahren von Gewerberat Friedrich Graf (Kommandant von 1922 bis 1933) konnte 1928 das große 75-jährige Stiftungsfest gefeiert werden. Die Mannschaftsstärke war im Jubiläumsjahr auf 180 Mann angewachsen. Durch die Unterstützung der Stadtverwaltung, an ihrer Spitze Bürgermeister Schechter, wurde eine Neuuniformierung der Wehr und die Anschaffung einer Autospritze möglich gemacht.

Der nachfolgende Kommandant Josef Knapp musste in der Zeit von 1933 bis 1937 manche Veränderung in der Wehr ertragen. Sie blieb wohl nach wie vor ein Feuerlöschorgan, musste sich aber gefallen lassen, in eine Feuerlöschpolizei umbenannt zu werden.

1936 konnte das Landesfeuerwehrehrenmal auf dem Hohbühl eingeweiht werden.

Ludwig Hehn, späterer Landesbrandmeister, führte die Acherner Wehr in den Jahren 1937 bis 1945. Bemerkenswert dabei ist, dass Hehn zum Kommandanten gewählt wurde – ein Verfahren, das 1937 bereits einen Verstoß gegen die geltenden Bestimmungen der Gleichschaltung darstellte. In den Kriegsjahren, als Hehn Militärdienst leisten musste, übernahm der stellvertretende Kommandant Josef Koch die Führung der Wehr.

Am 7. Januar 1945 wurde die Stadt Achern bombardiert und dabei auch die Wehr von einem schweren Schicksalsschlag getroffen. Durch einen Fliegerangriff wurde das damalige Gerätehaus in der Kirchstraße samt Gerätschaft zerstört. Ein Mannschaftswagen, mit Motorspritze auf einer Lafette montiert, konnte aufgrund der Auslagerung bei Kamerad Lorenz gerettet werden. In dieser Zeit wurden die Feuerwehraufgaben auch von ungefähr 20 Frauen unter der Leitung von Frau Huber wahrgenommen.

Durch eine Bestimmung des Landrats Hatz vom 17.Mai 1945 wurde Friedrich Graf zum ersten Kommandanten und Josef Koch zu dessen Stellvertreter berufen. Die wichtigste Aufgabe des Kommandos war die Aufnahme der Aufräumungsarbeiten und der Wiederaufbau der Wehr. Laut höherer Verfügung wurde Friedrich Graf Kreiskommandant, erster Kommandant für Achern Josef Koch und zweiter Kommandant Theodor Stockinger. Erst am 10. Juli 1946 wurde ein neues Kommando gewählt, mit August Reichenbach als erstem und Otto Gerth als zweitem Kommandanten. Aufgrund des Wahlergebnisses vom 12. Februar 1948 wurden Theodor Stockinger, Sen. zum Kommandanten und August Reichenbach zu dessen Stellvertreter ernannt.

Im Januar 1949 hat sich die Einsatzbereitschaft der Wehr erheblich durch die Indienststellung eines luftgekühlten LF 15 der Firma Magirus und die Installation einer drahtgebundenen stillen Alarmierung verbessert Der Leistungsstand der Wehr konnte bei verschiedenen, teilweise größeren Bränden, in Achern und Umgebung mehrmals unter Beweis gestellt werden.

Im November 1952 wurde das für die damalige Zeit modernste Gerätehaus in Südwestdeutschland seiner Bestimmung übergeben. In den Räumen war Platz für ein LF 25, ein LF 15, ein TSA, sowie drei TS 8. In den Tagen vom 11. bis zum 13. Juli 1953 fand in Achern die Feier zum 100-jährigen Jubiläum statt, bei welcher das Festprogramm Schauübungen, einen Gedenkgottesdienst, Wettkämpfe sowie verschiedene Versammlungen umfasste. Die Feuerwehr Achern stand von 1953 bis 1961 unter dem Kommando von Karl Lorenz und seinem Stellvertreter August Reichenbach.

Am 15.April 1961 wurde Heinrich Glaser zum Kommandanten gewählt und Karl Stolzer hatte die Funktion des Stellvertreters Aufgrund seiner Erfahrung nahm Heinrich Glaser auch das Amt des Kreisbrandmeisters wahr. Die Hauptaufgabe der Führung in dieser Zeit war, die Ausrüstung der Feuerwehr wesentlich zu verbessern. So wurden unter anderem im März 1970 die erste hydraulische Leiter mit Rettungskorb und im Jahre 1976 der erste Rüstwagen RW 2 in Betrieb genommen.

Aufgrund der Eingemeindung von Oberachern am 1. Januar 1971 ergab sich für die Feuerwehr eine neue Zusammensetzung. Die Führung der Wehr wurde nach der Zusammenlegung durch einen Abteilungskommandanten und dessen Stellvertreter erweitert. Der erste Abteilungskommandant war Konrad Sackmann und Albert Vogt sein Stellvertreter. Das Kommando wurde noch durch die Mitarbeit von Josef Stockinger unterstützt. Die politischen Veränderungen der Kreisreform von 1973 hatten einen Zusammenschluss der einzelnen Abteilungen der Stadtteile zur Folge. Heinrich Glaser war der erste Kommandant der Gesamtwehr und sein Stellvertreter war Karl Merkle. Im Zuge dieser Reform übernahm Heinrich Glaser die Führungsaufgabe eines der Stellvertreter des Kreisbrandmeisters.

Die Feuerwehr Achern feierte vom 12. bis zum 14. August 1978 das 125-jährige Jubiläum gebührend mit verschiedenen Veranstaltungen. Nicht nur für die Abteilung Achern, sondern auch für die Gesamtwehr ergab sich in den verschiedensten Einsätzen immer wieder die Möglichkeit, ihren Ausbildungsstand unter Beweis zu stellen. Bei der Brandkatastrophe am 28. Mai 1980 im Kreiskrankenhaus war nicht nur die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr Achern, sondern der gesamten Region gefordert. Diese bis dahin schwerste Brandkatastrophe der Bundesrepublik forderte elf Todesopfer.

Nach dem Rücktritt von Kommandant Heinrich Glaser wurde die Feuerwehr Achern kommissarisch von Heinz Langer verwaltet Durch die Wahl am 26. Juni 1981 wurde Konrad Sackmann zum Kommandanten ernannt. Hermann Müller unterstützte ihn durch die Tätigkeit des Stellvertreters. Unter der Führung von Konrad Sackmann wurde der Leistungsstand verbessert und die Ausrüstung modernisiert. Aufgrund seiner umsichtigen und über 20-jährigen erfolgreichen Tätigkeit konnte Konrad Sackmann, nach Heinrich Glaser, zum zweiten Ehrenkommandanten ernannt werden.

1983 wurde die Feuerwehr Achern zur Überlandhilfe bei einem schweren Busunglück in Sasbachwalden gerufen. Ein Omnibus war nach Bremsenversagen eine Böschung hinabgestürzt. 30 teils Schwerverletzte konnten gerettet und mit Hubschraubern in die Krankenhäuser der Region gebracht werden. Für sechs Personen kam leider jede Hilfe zu spät.

Für die Führung der Abteilung Achern waren in den Jahren von 1986 bis 1991 Hermann Müller und Werner Stieber verantwortlich.

Am 28.August 1989 erfolgte in der Abteilung Achern die Gründung einer Jugendfeuerwehr. Die ersten Verantwortlichen für diesen neuen Bereich waren Ralph Vogt und Michael Engster. Thomas Lott als Jugendfeuerwehr-Leiter der Abteilung Achern führt diese Arbeit viele Jahre erfolgreich weiter. Die Kameraden Hans Dinger als Abteilungskommandant und Siegfried Neurohr als Stellvertreter zeichneten sich ab 1991 für vier Jahre in den Führungspositionen verantwortlich. In der Abteilungsversammlung vom Januar 1995 ergab das Wahlergebnis, dass Reinhold Winzer das Amt des Abteilungskommandanten und Thomas Lott das des Stellvertreters übernehmen durften. Die Führung der Gesamtwehr lag ab Januar 1995 in den Händen des Kameraden Klaus Berger. Die Aufgabe des Stellvertreters wurde Reinhold Winzer in der Hauptversammlung übertragen. In der Amtszeit von Kommandant Klaus Berger konnte im Juni 1996 die damals modernste Drehleiter in Deutschland in Dienst gestellt werden. Das große Engagement von Konrad Sackmann hatte diese Anschaffung in die Wege geleitet. Die besondere Neuheit dieses Fahrzeug der Firma Magirus-Iveco ist ein Gelenkteil, um auch an weniger zugänglichen Stellen helfen zu können. Die Erstellung eines Feuerwehrkonzeptes erforderte von Kommandant Berger einen sehr hohen Zeitaufwand, welcher in der Dienstzeit, aber auch in der Freizeit erbracht werden musste. Dass auch die Einsatzbereitschaft stets verbessert wurde, zeigte sich bei verschiedenen, auch teilweise größeren Einsätzen, zum Beispiel beim Großbrand in der Glashütte Achern. Durch das Wahlergebnis in der Abteilungsversammlung vom 21. Januar 2000 wurden Abteilungskommandant Reinhold Winzer und dessen Stellvertreter Thomas Lott in ihren Führungspositionen bestätigt.

Am 18. Februar 2000 begann mit der Amtseinführung eines hauptamtlichen Kommandanten ein neuer Zeitabschnitt für die Feuerwehr Achern. An diesem Tag übernahm Michael Wegel nach Beschluss der Stadtverwaltung die Führung der Gesamtwehr. Davor hat er sich für diese verantwortungsvolle Aufgabe bei der Berufsfeuerwehr Mannheim Kenntnisse und Erfahrungen angeeignet.

2001 kam es zu gleich drei Großeinsätzen bei Bränden in zwei Möbelhäusern in der Kernstadt – auch hier wurden jeweils zahlreiche Kräfte von Feuerwehr und Hilfsorganisationen aus der Großen Kreisstadt und darüber hinaus angefordert.

Einen der größten Brände seit vielen Jahrzehnten hatte die Feuerwehr Achern im Juni 2004 zu bekämpfen. Auf bis zu 10.000 Quadratmetern Fläche brannten mehrere Gebäude der früheren Hanfwerke ab. Die Rauchsäule war kilometerweit zu sehen. Bis zu 350 Feuerwehrleute aus 14 Gemeinden und Unternehmen waren im Einsatz – unterstützt durch DRK, THW und Polizei.

Mit viel Engagement und Energie ging Kommandant Michael Wegel die neue Herausforderung in der Feuerwehr Achern an. Seine erste größere Aufgabe in der Dienstzeit bestand darin, bei der Planung eines neuen Feuerwehrhauses tatkräftig mitzuarbeiten. Dieser längst fällige Neubau konnte im Frühjahr 2011 bezogen werden. Das frühere Feuerwehrgerätehaus in der Kaiser-Wilhelm-Straße wurde bald darauf abgerissen.